zero-g - 2002

Traumenbene

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Heute wollte ich mich nach dem Aufwachen noch ein wenig entspannen und hab geschaut, was passiert, und ohne Übergang flog ich auf einmal über ne Landschaft. Hab ne Stadt gesehen, die war ganz hoch und hatte Türme, die fast zum Himmel hochgehen, da bin ich hin, und dann dachte ich gleich an das World Trade Center, weil da ein Turm - von ner Kirche oder so - so hoch war, und da wußte ich auf einmal, er würde gleich umfallen, und die Spitze ist auf der Hälfte abgebrochen und runtergefallen. Zuerst wollte ich wegrennen und hab dann aber anders entschieden, so als Verarbeitung vom 11. September. Der Turm fiel hinter ein paar Häuser, ich hab ihn nicht aufschlagen sehen. Seltsam war, daß das lautlos passiert ist. Da hab ich an den Turmbau zu Babel denken müssen, und daß das WTC ja sowas ähnliches war, ein Zeichen der Überheblichkeit (ko­ misch, den Gedanken hatte ich vorher nie).

Dann wollte ich wieder weg, wieder fliegen, und hab mich umgedreht und war wieder vor ner Landschaft, in den Bergen, war so ein Tal zwischen felsigen Bergen, sehr schön. Da hab ich erstmal fliegen geübt, indem ich mich fallen lasse und ohne flattern oder Schwimmbewegungen zu fliegen versucht hab, weil ich das ja nicht brauch, ich war da ja sowieso schwerelos und konnte meinen Flug mit den Gedanken steuern, und bin so mal rauf und wieder runter, so zum Steuern üben, hab nur beim Raufgehen die Hände so nach oben gewinkelt, und die so zur Seite, so leicht vorgestreckt, so ein bißchen wie Superman, es hat mir Spaß gemacht, so zu fliegen. Ich bin immer höher an den Bergen hinaufgeflogen, die so hoch wie der Himmel waren, und dann waren irgendwann erste Schneefelder zu sehen. Wollte auf die Gipfel kommen, dann wurde die Felswand immer steiler, und so senkrecht rauf fliegen ging nicht richtig, für einen Kletterer war die Wand auch kaum zu erklimmen. Aber ich war ja schwerelos, hab mich also mit den Händen an den Felsvorsprüngen gehalten und bin so immer höher geschwebt, die Füße hab ich einfach hängen lassen, so wie wenn man im Wasser sich an nem Seil langzieht. Da kam ich dann zu ner Hütte auf nem kleineren Gipfel, hab mich kurz von hinten gesehen, ich trug ganz seltsame Hosen, so weite mit vielen Taschen, wie ich sie nie hier tragen würd.

Hab mich gewundert, wie selbstverständlich ich mich in Schwerelosigkeit bewege, als hätt ich nie was anderes gemacht. Da waren Leute, und die haben mich so seltsam angeschaut, Wanderer und Bergsteiger, die kamen von der anderen flacheren Seite, die haben sich offenbar gewundert, wie ich da hochkomm und daß ich einfach so schweben kann. Hab das auch gar nicht irgendwie verborgen (das war früher oft so, ich konnte im Traum schweben und andere nicht, und dann wollte ich nicht, daß jemand das bemerkt), hab es irgendwie genossen, mich so zu bewegen und einfach weitergemacht. Da hinter der Hütte lag dann richtig Schnee, und es waren Leute da, die sind Schlitten gefahren und haben ne neue Art erfunden, die Skischuhe auf die Schlittenkufen einzuklicken, damit sie nicht wegrutschen mit den Schuhen. Da waren auch junge Leute, die haben so nen Sprungwettbewerb veranstaltet, so von nem Schneehügel runter sind sie Figuren gesprungen, einfach so. Ich hab dann auch mitgemacht, bin runtergerutscht und hab nen Rückwärtssalto eingereicht, aber dann als ich gesprungen bin - ich wußte ja, daß ich schweben konnte - hab ich Lust gehabt, was anderes zu machen, und hab dann nen Rückwärtssalto mit halber Schraube und angehängtem Vorwärtssalto mit halber Schraube gemacht, hat so Spaß gemacht - oh, in Schwerelosigkeit drehen ist so ein tolles Gefühl - erst gabs Protest, aber nur kurz, sah halt doch schön aus, und dann fingen die anderen an, das nachzumachen, haben gemerkt, daß sie auch schweben können, und unsere Sprünge bzw. Flüge wurden immer höher und wilder. Nur ein paar wollten immer noch gegen die "Schwerkraft" springen und sind kläglich auf den Boden gefallen, haben unseren Trick offenbar nicht verstanden oder bemerkt.

Mittlerweile lag kein Schnee mehr, und dann kamen Soldaten vorbei mit Uniformen mit roten Kitteln, und wollten mit ihren Schießkünsten angeben - wir haben jeden Sprung mit nem Böller ein Startzeichen gegeben - und ein paar von uns haben den Kommandanten mit seiner eigenen Munition auf den nächsten Baum gefeuert, da hing er dann wie so ne Puppe mit dem nackten Hinterteil, das hat ihm nicht gefallen, und wir haben die Soldaten ausgelacht, die dann beschämt verschwunden sind (war ja nicht nett, zugegeben, aber die Soldaten hatten da nix zu suchen mit ihrem Schießgerät). Dann bin ich aber wieder zurück gewesen in meinem Körper und hätte - schon wieder - eigentlich gern noch mehr von der Schwerelosigkeit gehabt.


Quelle: Traumebene
Notiz: Mit Genehmung von zero-g

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