Dietmar Dohmen - 24. Mai 2002

***Millimeter in der Ewigkeit***

Millimeter in der Ewigkeit

Ich sitz jetzt schon seit Stunden in diesem Halbdunkel. Wieder einmal. Es ist ganz leise hier drinnen und ich bin alleine mit diesem kaum wahrnehmbaren Ton in meinen Ohren und diesen diffusen Wahrnehmungen. Die Einrichtung des Raumes läßt sich gar nicht mehr beschreiben. Sie ändert sich von Sekunde zu Sekunde. Selbst die Wände stürzen in jedem Moment ein, verwandeln sich in riesige Korridore, Schläuche. Dann sind sie plötzlich Projektionsflächen. Sie sind Zeit, Spiegel und Weg......

Aber immer stehe ich mir selbst gegenüber.

Ich rufe leise und vorsichtig in den Spiegel: "Wer bist Du"? Ich mache ein, zwei zaghafte Schritte in den Schlauch und sehe jemand am anderen Ende freundlich winken. Wo befindet sich dieses Ende? Auf der Projektions-Leinwand läuft ein Film in dreifacher Geschwindigkeit. Es ist mein Film. In jeder Minute stoppt die Spule für eine Sekunde. Ein schreiendes Baby, Einschulung, Freunde, Führerschein, Unfall, Bundeswehr....

Der Raum in dem ich sitze fängt an zu vibrieren, dreht sich. Die Dimensionen lösen sich vollständig auf. Der Film läuft jetzt in dem Spiegel und zeigt im Augenblick den Eingang zu einem Schlauch. Der Schlauch ist ein Gitternetz, von dem ein ungeheurer Sog ausgeht. Ich weiß nicht, ob ich nachgeben soll. Aus dem Rufen wird ein Schreien. Die Entscheidung wird mir schon in der nächsten Sekunde abgenommen. Kanns nicht verhindern. Es reißt mich von dem kleinen Tisch, an dem ich gerade noch saß, fort. Ich passiere die Fenster der Netzstruktur mit irrwitziger Geschwindigkeit. In jedem Moment stoppe ich für 1 2 Momente an einem der Fenster. Leuchtschriften, Laufschriften, Neonschriften: "Du bist Frage UND Antwort. Du bist Hier UND Dort. Du BIST der Ort. Du BIST Gleichzeitig! Innen UND Außen. Überall. Du BIST bewußt-SEIN, BEWUßT-sein, DU bist Bewußtseins-PUNKT und unendlicher Bewußtseins-RAUM. Auch Schwingung, Frequenz und Energie. Ein Teil, das Ganze und DAS Bild"!

Der Sog läßt langsam nach. Hält schließlich an. Die andere Seite des Schlauchs? Hier steht eine gigantische, lebendige Maschine. Oh, von hier stammt also der Ton in meinen Ohren. Und von hier stammt auch jedes Bild und alles Sein. Die Maschine kommuniziert mit 'Allem-Was-Ist' und bezieht auf diese Weise ihre Energie und ihre Produktionsaufträge. Sie produziert die ewige Gültigkeit? Ich sehe noch einmal in den Schlauch und winke zum anderen Ende. Dort drüben sitzt jemand seit Stunden an einem kleinen Tisch, der staunt und ahnt.

Ich staune und ahne.

Frieden

Dietmar Dohmen


Quelle: ***Millimeter in der Ewigkeit***

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