Carlo Zumstein - Der schamanische Weg des Träumens

23. Juli 2004

Das Buch ist auf ca. 350 Seiten in 2 Teile gegliedert. Der erste Teil behandelt viele Formen der Traumbeurteilung: Traumdeutung, der Traum aus Sicht der Wachwelt, des Schamanen, des Alltagsmenschen usw. Die "großen" Träume des Menschen greift er ebenfalls auf. Das alles steht auf ca. 180 Seiten.

Der zweite Teil befaßt sich mit dem Praktischen und dem Erleben. Er ist unterteilt in 3 Traumpfade, die der Autor vorschlägt nacheinander zu begehen. Seine Anleitungen scheinen seine Seminare in komprimierter Form widerzuspiegeln. Das meiste ist handlich und alltagstauglich.

Die Traumpfade führen den Leser stetig weiter ... Carlo Zumstein schafft es geschickt "rituelle Technicken" mit der neu gewonnenen Kraft zu verbinden und einzusetzen.

Wer ein Buch mit vielen Erlebnisberichten sucht, ist hier falsch beraten. Das Buch ist ein biografischer Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft, geführt im Jetzt.

Carlo Zumstein fügt immer wieder Kapitel ein, die er Gespräche nennt. Er beginnt einen Dialog mit sich, mit dem Leser und mit allen Menschen, denen er begegnet ist. Dabei läßt er den Ausgang der Dialoge bis zum Ende offen. Einzelene Abschnitte fäßt er gekonnt zusammen. Seite 177:

Ich habe mich immer wieder gefragt, ob Traumforscher selbst auch träumen. Darüber schweigen sie sich aus. Der Anspruch der Wissenschaftlichkeit verpflichtet sie dazu, Außenstehende, objektive Beobachter zu bleiben. Nichts von ihren persönlichen Erfahrungen dürfen sie mit einfließen lassen. Warum erforschen sie die Wachwelt nicht von außen, zum Beispiel aus der Perspektive der Traumwelt? Eine lächerliche Frage mit ernsthaftem Inhalt.

Die Angst macht er auf eine einfache Weise zu einem nützlichen Begleiter. Und wer schon nicht mehr weiß, was er zu dem Thema lesen soll, wird mit einer mehrseitigen Literaturliste bedient.

Themenauszug:

  • Tanz mit dem Träumkörper
  • eigenständigen Traumwesen begegnen
  • Hierachie der menschl. Absichten: Triebe, Gestimmtheit, Gefühle, Bezogenheit, Fremd- und Selbstbild
  • Wachheit ist gesellschaftl. Absicht
  • Traum als Schöpfungsakt
  • Traumlabyrinth, -platz
  • Traumbegleiter, Traummantra, Traumhemd
  • Mehr BW & BWK (er strebt keine Luzidität an, das ist mögliches Nebenprodukt)
  • Trauminkubation, Traumabsicht und -vorhersage
  • Traumverankerung/-erinnerung durch Alltagsroutinen
  • Rekapitualtion
  • das eigne u. fremde Gesichter zu Ende träumen
  • Befreiung (u.a. von unvollendeten Körperträumen)
  • Trennung von Wach- u. Traumwelt u. dessen Folgen
  • Wachsein als Traum
  • Überschreiten der Schwelle
  • Schwellentraum
Die Themen sind wie kleine Trampelpfade im Wald angelegt, man will unwillkürlich das Ende erforschen.

Auch wenn das meiste aus seinen Seminaren stammt, weiß er wie es vor und nach dem Seminaren aussieht. Die meisten Menschen nehmen sich großes vor und scheitern nach wenigen Wochen am festen Rhythmus des Alltags.

Er schlägt deshalb zB vor *kein* Traumtagebuch zu führen, stattdesen das morgentliche Zähneputzen zum Verankern für die Traumerinnerung zu benutzen oder beim Frühstück den Traum der Nacht zu einem guten Ende zu träumen.

Die Magie des Buches entspringt der Geschichte, die erzählt wird.

Viele Grüße
void

PS: Kurz nachdem ich das Buch gelesen hatte, schafte ich es von einem Traum in einem anderen aufzuwachen mit annährend voller Klarheit.



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