Superkräfte - Na und ?!
Berufsbedingt mußte ich schon sehr häufig umziehen. Nach ein paar Jahren und einigen Umzügen fängt dann
irgendwann das große Suchen an. Man erinnert sich vielleicht an ein Bild oder an ein Buch von vor 3 – 4
Umzügen und fängt an uralte Umzugskartons durchzuwühlen.
Vor 2 Wochen habe ich in unserem Keller bei einer solchen Suchaktion ein altes Tagebuch von mir
gefunden. Ich weiß noch, daß es mal schwer `IN` war, Tagebuch zu führen. Aber nur kurz. Eigentlich schade.
Das Buch war jedenfalls sehr verstaubt, aus schwarzem Kunstleder, dick gepolstert und es hatte goldene
Seitenkanten. Ich hab‘ mich über diesen Schatz sehr gefreut. Irgendwo in der Mitte hab‘ ich es
aufgeschlagen und fand einen Eintrag von 1971(!).
Das ist immerhin schon 30 Jahre her und ich war zugegebenermaßen ziemlich aufgeregt. Ich war damals 11
Jahre alt! Da stand in Kinderschrift: "Manchmal, wenn ich die Augen verdrehe oder zusammenkneife, kann
ich plötzlich viel weiter und ganz anders gucken als sonst. Und dabei habe ich ein ganz verändertes
Körpergefühl. Manchmal ist das auch am Tag. Habe ich übernatürliche Kräfte?".
Ehrlich gesagt, wenn’s nicht im engen Keller gewesen wäre, ich hätte mich setzen müssen. Vermutet hatte
ich das eigentlich schon länger, da ich außerkörperlich sehr häufig als Kind oder Jugendlicher unterwegs bin.
Aber das jetzt, war für mich eine eindeutige Bestätigung: Ich habe als Kind schon projiziert. Allerdings konnte
ich scheinbar nichts besonderes damit anfangen.
Das Thema ist auf den Folgeseiten noch ein paar mal aufgetaucht, aber leider währte die Freude am
Tagebuch führen offensichtlich nicht lang, denn es ist lediglich ein Zeitraum von ca. 12 Wochen erfaßt.
Inhaltlich war der Tenor immer der Gleiche: Deutlicheres Sehen und ein völlig verändertes Körpergefühl.
Was mich etwas stutzig gemacht hat ist der Satz: "Manchmal ist das auch am Tag". Vielleicht hat es im
weitesten Sinne etwas mit der Schule zu tun, was die umgangssprachliche Bezeichnung `Penne` erklären
würde.
Aber Spaß beiseite. Zur Zeit beschäftige ich mich ernsthaft mit dieser Aussage, weil ich ab und zu das
Gefühl habe, daß ich tatsächlich auch im Wachzustand `raus kann`. Ich hab‘ schon mehrfach versucht den
betroffenen Zeitraum per OBE anzusteuern. Es hat noch aber noch nicht funktioniert, obwohl das eigentlich
kein Problem darstellen dürfte, da Limitierungen hinsichtlich Zeit/Raum `draußen` nicht existieren. Aber dazu
später mehr.
Interessant fand ich übrigens auch, daß der Text von einigen Filzstiftzeichnungen eingerahmt war. Allesamt
zeigten sie die merkwürdigsten Fluggeräte. Allerdings möchte ich das nicht überbewerten.
Das wirklich Bemerkenswerte war für mich der ganz `streßfreie` Umgang mit den `übernatürlichen` Kräften.
Soweit ich mich noch erinnern kann, haben mich diese Fähigkeiten überhaupt nicht erschreckt oder in irgend
einer Form beunruhigt. Es fand keine Problematisierung statt und auch keine tiefschürfende
Auseinandersetzung mit den vermeintlichen Superkräften.
Ich habe NICHT nach passenden Schubladen gesucht!
Schubladen zu!!
Insbesondere im westlichen Kulturkreis wird der Alltag eines jeden Menschen enorm von Systemen, Normen
und festgeschriebenen Verhaltens- und Denkrastern bestimmt und geprägt. Nur in diesen Systemen ist es
uns überhaupt möglich, in eben DIESER Gesellschaft `mitmischen` zu können. Das gilt gleichermaßen für
Arbeit und Freizeit. Wer sich nicht in etwa systemkonform verhält fliegt raus! Diese Normen werden von
Generation zu Generation weitergereicht und verändern sich wenig und wenn, nur sehr langsam.
Ein `Zuwanderer` mit/aus einem total anderen Wertesystem und völlig anderem Denkraster wird es unendlich
schwer haben, sich problemlos in ein anderes System zu integrieren. Ich würde einem buddhistischen Mönch
keinesfalls einen Urlaub in Frankfurt empfehlen.
Für diese geschlossenen Systeme gibt es im hiesigen Geltungsbereich unzählige Beispiele:
- Wenn man krank wird geht man natürlich zum Arzt, der eine oder andere vielleicht auch zum Heilpraktiker.
Aber wie viele Westeuropäer lassen ihre Wehwehchen zuerst einmal von einem `Handaufleger` begutachten
und behandeln?
Würde man die gleiche Frage beispielsweise in Japan (also in einem anderen Kulturkreis) stellen, käme
man sicher zu ganz anderen Zahlen und Resultaten. So selbstverständlich, wie wir ein Aspirin einnehmen,
wird in Japan nämlich nahezu gleichberechtigt und ganzheitlich mit REIKI (hierbei werden auch die Hände
aufgelegt) behandelt.
- Ein wirklich sehr deutlich (ab-)geschlossenes System bilden Wissenschaft und Technik. In diesem System
kann nur Gültigkeit besitzen und überhaupt nur existent sein, wenn es mit den selbstkonstruierten Geräten
und selbstentwickelten Methoden auch nachweisbar ist! Ein wirklich rundum versiegeltes System. Natürlich
war die erste Landung auf dem Mond ein faszinierendes Ereignis, aber was wir da wahrgenommen haben
ist eben nur die materielle Realität: Und die orientiert sich nur am technisch Machbaren. Letztlich hat aber
auch die materielle Realität nur eine Ursache: Eine Idee oder eine Vorstellungen. ABER DAS gilt auch für
die geistige Welt! Diese wird zwar nicht verleugnet, hat aber einen weitaus geringeren Stellenwert in
unserem Denksystem. In anderen Kulturkreisen ist das durchaus anders und die Gewichtung ist eher
ausgeglichen.
Wir leben aber in unserem Wertesystem und da wird das Universum nur bis zum Urknall erklärt und BASTA!!
Die Fragen "wie kann etwas aus nichts entstehen?" oder "wozu existiere ich", sind wissenschaftlich nicht
statthaft und irgendwie unelegant.
Natürlich hat jeder von uns die Möglichkeit mit Theologen, Psychologen und Philosophen diese Fragen zu
erörtern, aber auch die agieren und argumentieren mit selbstgeschaffenen Methoden. So werden
beispielsweise bei der Traumdeutung bestimmten wiederkehrenden Situationen und vor allem Symbolen
BESTIMMTE Bedeutungen zugeordnet, womit für den Fragenden wieder ein limitierendes Raster entsteht,
welches bestimmte Fragen erst gar nicht zuläßt! Es kann demnach nur behandelt werden, was da auch
reinpaßt. Aber paßt da wirklich alles rein?
- Bitte, ich möchte niemanden zu nahe treten, aber für MICH bietet der christliche Glaube, respektive die
Kirche im Vergleich zu anderen Religionen nur wenige Ansätze (ich sage nicht KEINE) diesen
Erklärungsnotstand zu beheben und ebenso wenige Ansätze diese Kreise zu durchbrechen.
Innenschau, Meditation und die konzentrierte Kontaktaufnahme mit dem Ich, als Bestandteil des religiösen
Aktivwerdens hat im Buddhismus und Hinduismus im Alltag elementare Bedeutung.
Ich kann im christlichen Glauben Vergleichbares nur schwer finden, und daß meine Seele erst nach meinem
Ableben errettet wird, finde ich in höchstem Maße unbefriedigend. Zumal die zu erwartenden paradiesischen
Zuständen auch nur denen vorbehalten sind, die eine Reihe von Vorbedingungen gelebt haben. Somit haben
wir es auch hier wieder mit einem geschlossenen System zu tun.
- Im Zusammenhang mit unserem `Gegenstand der Betrachtung`, den außerkörperlichen Erfahrungen, treffen
wir auf eine besonders hartnäckige Variante der vollkommen festgefahrenen Denkweise. Auch wieder so ein
geschlossenes System. Es besagt, daß das Ich-Bewußtsein und der Körper eine untrennbare Einheit bilden
oder sind gar identisch. Selbstverständlich taucht das Ich-Bewußtsein beim Einschlafen mit dem Körper
gemeinsam ab. Beides ist während des Schlafes nicht mehr erreichbar und entzieht sich somit einem
bewußten Zugriff. Beim Träumen sind wir allenfalls passive Zuschauer. Beides wird auch wieder gemeinsam
wach. So ist das nun mal, es ist halt das `Schlafsystem`.
Allein die Vorstellung, möglicherweise eine Trennung zu vollziehen, bereitet den meisten Menschen große
Schwierigkeiten, ja verursacht bei dem einen oder anderen regelrechte Angst. Gefährliche Experimente!
Wenn das Bewußtsein deinen Körper verläßt, DANN STIRBST DU!
Die Liste dieser geschlossenen Systeme ließe sich natürlich noch lange fortsetzen aber ich hoffe, daß ich mit
diesen Beispielen einigermaßen deutlich machen konnte, wie wir in diesen `verbindlichen Denkmustern`
regelrecht gefangen sind. Im Alltag wird uns gar nicht richtig bewußt, wie unser Weltbild unser Handeln UND
Denken bestimmt. Spätestens aber, wenn wir beim Projizieren auf unerwartete Probleme stoßen, überhaupt
nie `rauskommen` oder plötzlich nicht mehr `rauskommen` wird der immense Einfluß der geschlossenen
Schubladen deutlich.