(Dietmar Dohmen, 2001)



Sternenhimmel

Hinter unserem Haus befindet sich ein riesiges Feld. Jeden Abend drehe ich dort mit meinen beiden Hunden gegen 22:30 Uhr die letzte Runde. Meistens gehe ich diese Runde absichtlich sehr langsam und bedächtig. Wenn der Sternenhimmel schön klar ist, schau` ich gerne lange nach oben und weiß, daß sich meine Gedanken jetzt gleich selbständig machen werden. Ein wunderbarer Zustand! Ich ziehe mich dann leise zurück und belausche mich selbst.

Gestern Abend kamen meine beiden Jungs plötzlich auf mich zu gerannt. Sie setzten sich genau vor mich, wedelten mit ihren Ruten und schauten mich fragend an. Dabei kam es beinahe zu folgender Unterhaltung:

Warum starrst du Abend für Abend so gebannt in den Himmel?

Ich staunte nicht schlecht und antwortete: Nun ja, das hier ist die einzige Möglichkeit die Vergangenheit UND die Zukunft gleichzeitig zu beobachten.

Wie bitte?

Seht euch dort oben rechts den ganz kleinen Stern an. Es ist denkbar, daß es den schon seit zwei Millionen Jahren gar nicht mehr gibt. Weil sein Licht aber noch viele Jahre länger bis zur Erde benötigt, sehen wir ihn heute noch. Und anders herum funktioniert das genauso. Sucht euch einfach irgendeine schwarze, leere Stelle da oben aus. Vielleicht gibt es dort seit gestern einen Stern, aber sein Licht braucht noch hunderttausend Jahre, bis es uns erreicht. Und das ist sozusagen ein Blick in die Zukunft. Außerdem gefällt mir der Satz gut: Ich schaue zu einer leeren Stelle, aber in Wirklichkeit ist da etwas. Eignet sich hervorragend für die verschiedensten Gedankenspiele; aber das nur am Rande.

Ihr Menschen seid ganz schön daneben. Was ist denn daran schon beeindruckend? Es hat nicht den geringsten Einfluß auf dein Leben. Es geschieht einfach.

Ich kann euch sagen, was daran beeindruckend ist. Zum Einen sind es die gigantischen Ausmaße von Zeit und Raum und zum Anderen konfrontiert mich der Blick in die Vergangenheit schmerzlich mit der eigenen Vergänglichkeit. Ich frage mich, wie lange es nach meinem Ableben wohl dauern mag, bis auch von mir das letzte Fünkchen Licht von diesem Planeten verschwunden sein wird.

Ach ja, ihr habt ja diese paar Gramm Hirnmasse mehr. Damit könnt ihr doch immer alles so schön erklären und messen und wiegen. Ist doch `ne tolle Sache. Ihr seid doch angeblich die Krönung der Schöpfung?

Ja ja, spottet nur. So toll ist das gar nicht. Wir müssen, nur wegen der paar Gramm mehr, mit der Gewißheit unserer Endlichkeit zurecht kommen.

Sorry, bist aber auch empfindlich. Du hast natürlich recht. Diese Probleme haben wir nicht. Aber vielleicht weißt du und deine Rasse nur zu wenig!?

Jetzt hört aber auf. Ich weiß, daß es vor ungefähr 18 Milliarden Jahren einen mordsmäßigen Bums gegeben hat, woraus alle Galaxien, Sonnensysteme und schließlich alle Planeten entstanden sind. Auf der Erde hat‘s dann noch ein paar Millionen Jahre gedauert, bis sich die ersten Makromoleküle aus Proteinen und Aminosaüren bilden konnten, und noch ein paar Millionen Jahre später kam das Leben aus dem Wasser gekrochen usw. usw. Irgendwann vor 40000 Jahren lebte dann der Cromagnon-Mensch, und der gilt heute als mein direkter Vorfahre. Ach ja, und außer unserer Galaxie gibt‘s wahrscheinlich noch 100 Milliarden weitere. Und das war‘s. Ich kann das alles auch noch etwas genauer erklären, ist das vielleicht zu WENIG WISSEN?

Nein, nein darum geht‘s doch gar nicht. Vielleicht wißt ihr Menschen zu wenig über die geistige Welt. Ihr bezeichnet zwar das Erwachen des Bewußtseins, als die Krönung der Schöpfung und ihr könnt ja auch wirklich alles erklären und eure Umwelt zielgerichtet verändern, aber das ist doch nicht die Frage.

Die Frage ist doch, ob es das jetzt, evolutionstechnisch gesehen, war. Ist die geistige Entwicklung schon seit 40000 Jahren abgeschlossen? Und damit meinen wir nicht das bloße Ansammeln von Wissen, sondern eure Bewußtseinsentwicklung!

 

Wohin geht‘s?

Ach so, jetzt verstehe ich euch. Ich weiß, was ihr meint. In dem `Augenaufschlag` von immerhin 40000 Jahren ist diesbezüglich nicht mehr viel abgegangen. Angeblich waren sich die Cromagnon-Menschen damals ihrer Existenz genauso bewußt, wie wir heute. Geburt, Leben, Tod und Ende. Und an diesem Bewußtsein hat sich bis heute nichts verändert, oder besser gesagt, nichts WEITER-entwickelt.

Ungefähr so:

Der MIG-29 Pilot zieht den Stick fest an sich, die Triebwerke brüllen vor schier unendlicher Schubkraft auf. Die Maschine schießt mit aberwitziger Geschwindigkeit, kerzengerade, in den immer dunkler werdenden Himmel. Der Pilot grinst. Er weiß, daß in der Technik um ihn herum 20 Jahre Entwicklung und das Know-How der genialsten Ingenieure unserer Zeit steckt! Und er weiß, daß er in der Lage ist, diese komplizierten, technischen Zusammenhänge fast alle zu erklären.

Aber er weiß nicht, woher er kommt, wer oder was er ist und er weiß vor allem nicht wohin er geht. Und man wird das Gefühl nicht los, daß es ihn auch gar nicht interessiert. Noch nicht. So gesehen unterscheidet sich unser Held nicht vom Cromag-Mann, der sich `lediglich` mit Feuermachen und Bärenjagen beschäftigen mußte.

Genau das ist es. Ihr habt gewaltige Brücken gebaut, könnt zum Mond fliegen und Ihr könnt per E-Mail mit jedem Menschen, von jedem Punkt der Welt aus, kommunizieren. Und ihr seid ja so beschäftigt. Wahrscheinlich verfolgt ihr aber damit nur ein einziges Ziel: Bloß nicht über euch selbst nachdenken müssen und den Tod solange zur Seite schieben, bis er an die Tür klopft. Andererseits würde euch eure aktuelle Bewußtseins-Entwicklungsstufe auch nicht viel weiter bringen. Das haben wir ja schon festgestellt. Irgendwann habt ihr in den 40000 Jahren dann die Religionen erfunden, um Euch selber ein wenig zu beruhigen, oder zu trösten. Vielleicht ist ja `danach` doch noch nicht alles zu Ende.

Und was sagt die Krönung der Schöpfung dazu? Was ist denn mit deinen außerkörperlichen Exkursionen, was sagen die?

Jetzt mal langsam Freunde. Eins sollten wir hier auch mal klarstellen. Es geht ja nicht nur um die letzten 40000 Jahre. Betrachtet man einen größeren Zeitraum, hat sich schon einiges getan. Seht Euch doch selbst an. Ihr lauft auf allen Vieren, freßt und schlaft. Ihr wißt nicht wie man Eier kocht, ihr wißt überhaupt nichts über die Sterne und das Universum und ihr wißt vor allem nichts über eure Endlichkeit.

Was ja durchaus ein Vorteil sein kann, wie du eben selber festgestellt hast. Wie sehen denn nun deine Vorstellungen aus?

Hier bei uns läuft einiges verkehrt. Und das nur aufgrund von voreiligen und unvollständigen Schlußfolgerungen. Mich stört, daß es mit der Bewußtseinsentwicklung der Menschen scheinbar irgendwie nicht weitergeht. Das materiell-technisch geprägte Weltbild hat viel zu großen Einfluß auf das Denken. Ich persönlich habe jedenfalls ganz andere, konkrete Vorstellungen, wie es weitergehen KÖNNTE. Allerdings fühle ich mich manchmal ziemlich einsam mit meinen Wahrnehmungen. Aber ihr wolltet es ja wissen.

Zunächst ist mir mittlerweile klar, daß ich, um zu existieren keinen physischen Körper benötige. In meinen außerkörperlichen Wahrnehmungen bestehe ich nur aus Bewußtsein oder Seele, ein Körper ist überflüssig und das beruhigt mich ungemein. Das mit der Angst vor dem Tod hat sich bei mir schon lange aufgelöst. Traurig finde ich allerdings, daß ich u.U. viele liebgewonnene Menschen und Dinge zurücklassen muß, und daß ich aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht mehr wiederkehren kann. Zumindest nicht als der, der ich im Augenblick bin.

Das ist die einen Seite meiner bisherigen Überlegungen und Schlußfolgerungen. Allerdings in Kurzform. Eine andere Seite, mit der ich mich beschäftige, ist aber mindestens genauso spannend.

Wir sind schon ganz aufgeregt, Mr. Krönung.

 

Der nächste Schritt auf der Leiter.....

Ach, hört auf mit dem Quatsch! Vielleicht gibt es in der Bewußtseinsentwicklung ja doch schon kleine Fortschritte; Evolution geschieht schließlich nicht ruckartig! Es soll nicht vermessen klingen, aber wie gefällt euch denn der Gedanke, daß die AUSSERKÖRPERLICHEN WAHRNEHMUNGEN möglicherweise den nächsten Schritt auf der Evolutionsleiter darstellen könnten?

Nee, nee. Du sagst doch, das könne jeder. Das gab‘s schon immer.

Na ja, ob es das wirklich schon immer gibt, darüber ließe es sich sicherlich trefflich streiten. Und, daß das jeder kann, spielt bei meinen Überlegungen überhaupt keine Geige. Man kann schließlich aus Holz mehr als nur Bleistifte machen. Was ich damit sagen will: Es geht weniger um die Fähigkeit an sich, sondern viel mehr um die zielgerichtete, bewußte Nutzung. Würden alle Menschen Ihre OBE-Möglichkeiten erkennen und dann auch noch folgerichtig umsetzten, könnte es auf der Welt friedlicher zugehen. Ja, davon bin ich überzeugt! Aber das tun die allerwenigsten Menschen. Und davon bin ich ebenso überzeugt.

Naja. vielleicht bedeutet die OBE-Nutzung auch nicht gleich die nächste Stufe auf der Leiter, aber eventuell können wir es zumindest mit dem Anheben des einen Fußes vergleichen. Was wäre also, wenn ALLE Menschen die Möglichkeiten der außerkörperlichen Erfahrungen nutzen würden? Sicherlich kann man allein mit dieser Fragestellung ganze Bücher füllen und wir sind ja hier bloß auf einem kleinen Spaziergang. Aber 2-3 konkrete Beispiele fallen mir sofort ein. Da gibt es sicher erst mal auch ein paar ganz praktische Angelegenheiten. Wäre es zum Beispiel nicht toll, wenn 2 (oder DIE) Menschen per OBE miteinander kommunizieren könnten? Ich kann mir das jedenfalls gut vorstellen. Vielleicht ist das nur eine Frage der Frequenzsynchronisierung. Vielleicht auch nur eine Frage der Zeit und der Erfahrung. Das hätte natürlich sagenhafte Konsequenzen für alle Datennetze der Welt; sie würden plötzlich überflüssig.

Was aber viel wichtiger ist, sind die Erkenntnisse, die die Menschen gewinnen würden. Sie könnten endlich alles über sich selbst erfahren, sie könnten sich in ihren OBEs endlich selbst kennen lernen. Und das Größte natürlich, sie bräuchten den Tod nicht mehr fürchten. Ich glaube nicht, daß die Religionen und Kirchen das jemals zustande bringen werden. Seht euch nur um; Ganz egal wo es auf der Welt kracht, die unterschiedlichen Religionen und Glaubensrichtungen sind der Auslöser. Ausgerechnet die Religionen, die ja was ganz anderes vorgeben zu sein, sind die größten Unruhestifter unserer Zeit. Jesus Christus ist zwar für uns am Kreuz gestorben und hat uns damit die Möglichkeit der Auferstehung gebracht, aber das ist doch, zumindest für mich, wirklich eine reine Glaubensangelegenheit. Und hat es Frieden gebracht? NEIN! Glaube und Hoffnung eben.

Ich sag` euch Jungs, ich glaube, daß die Ursache aller Kriege, von Gewalt und Kriminalität, LETZTLICH die Angst vor dem Tod, oder vor dem `Danach` ist. Was aber nun wäre, wenn die Möglichkeit bestünde Gewißheit über diese Frage zu erlangen?

Dann würde wahrscheinlich die ganze Menschheit ihre Tage im OBE-Zustand verbringen, denn dort hätten sie überhaupt nichts mehr zu befürchten. Wie langweilig!

Nein, daß würde den Menschen nicht genügen, denn ihr vergeßt den Einfluß der Seele. Sie hat nämlich die Aufgabe sich zu vollenden und das heißt, daß sie auch die Endlichkeit der materiellen Welt kennenlernen muß. Sonst wird sie die Unendlichkeit nicht erkennen, oder verstehen. Wenn es immer nur Tag wäre, würde der Begriff `Nacht` seine Bedeutung verlieren. Ohne Schwarz kein Weiß, ohne Böse kein Gut und ohne Endlichkeit eben auch keine Unendlichkeit. Der Verstand ist meiner Meinung nach nur für die kurzfristige Lebensplanung zuständig, die Seele aber für den ewigen Plan. Und daher wird sie darauf drängen, auch die materielle Welt zu erfahren. Um mit dem Weltgeist, oder der Schöpfung eins werden zu können, muß sie ALLE Erfahrungen machen, die überhaupt möglich sind. Und die außerkörperlichen Erfahrungen könnten den Menschen bereits zu Lebzeiten die Angst vor der Unendlichkeit bzw. vor dem Tod nehmen. UND DAS wäre, wie ich meine, schon ein kleiner Schritt auf der Evolutionsleiter.

Hört sich ziemlich gut an. Und wann dürfen mit diesen himmlischen Zuständen rechnen?

Tja, darauf hatte ich natürlich keine Antwort, aber wie bereits am Anfang erwähnt, hat diese Unterhaltung ja auch nur BEINAHE stattgefunden.....



 

P.S.: Ich hatte einen Traum. Ich hockte halbnackt vor einem kleinen Stapel aus getrocknetem Gras und Holzscheiten. In jeder Hand hielt ich einen Stein. Ich rieb und schlug sie aneinander, um so den Stapel zu entzünden. In der Ferne hört ich ein lautes Donnern, welches schnell auf mich zukam. Ich stand auf, hielt mir die eine Hand vor die Augen und sah direkt in das grelle Licht der Sonne.

Ein Düsenjet kam mit Höchstgeschwindigkeit auf mich zugerast. Ich erschrak sehr und auch die halbnackten Menschen hinter mir umklammerten sich ängstlich. Das Flugzeug schoß an mir vorbei. Der höllische Lärm nahm ab und ich hockte mich langsam wieder zu meiner Feuerstelle hinunter. Plötzlich wurde es wieder laut. Der Jet kehrte zurück und ich sprang erneut auf. Diesmal flog er aber sehr langsam und sehr tief. Ich konnte den Pilot sehen, aber sein Gesicht war durch das schwarze Visier völlig bedeckt. Meine Angst wurde noch größer. Der Pilot setzte zu einer langgezogenen Kurve an, so daß er mich weiter beobachten konnte. Ich sah in sein schwarzes Gesicht und auf einmal hob er seine linke Hand zum Helm. Er drückte auf einen Hebel und das Visier verschwand. Ich konnte in das freundlichste Lächeln blicken, daß ich je gesehen hatte. Er formte aus Zeigefinger und Daumen einen Kreis und winkte mir so zu. Ich erwiderte seinen Gruß genauso. Er flog noch einmal um mich herum und verschwand schließlich in dem Licht, aus dem er gekommen war. Ich hockte mich wieder herab und hatte keine Angst mehr....





[Ressort OBE] [MindGate] [OBE-Forum] [Zurück]