Sternenhimmel
Hinter unserem Haus befindet sich ein riesiges Feld. Jeden Abend drehe ich dort mit meinen beiden Hunden gegen 22:30
Uhr die letzte Runde. Meistens gehe ich diese Runde absichtlich sehr langsam und bedächtig. Wenn der Sternenhimmel
schön klar ist, schau` ich gerne lange nach oben und weiß, daß sich meine Gedanken jetzt gleich selbständig machen werden.
Ein wunderbarer Zustand! Ich ziehe mich dann leise zurück und belausche mich selbst.
Gestern Abend kamen meine beiden Jungs plötzlich auf mich zu gerannt. Sie setzten sich genau vor mich, wedelten mit ihren
Ruten und schauten mich fragend an. Dabei kam es beinahe zu folgender Unterhaltung:
Warum starrst du Abend für Abend so gebannt in den Himmel?
Ich staunte nicht schlecht und antwortete: Nun ja, das hier ist die einzige Möglichkeit die Vergangenheit UND die Zukunft
gleichzeitig zu beobachten.
Wie bitte?
Seht euch dort oben rechts den ganz kleinen Stern an. Es ist denkbar, daß es den schon seit zwei Millionen Jahren gar nicht
mehr gibt. Weil sein Licht aber noch viele Jahre länger bis zur Erde benötigt, sehen wir ihn heute noch. Und anders herum
funktioniert das genauso. Sucht euch einfach irgendeine schwarze, leere Stelle da oben aus. Vielleicht gibt es dort seit gestern
einen Stern, aber sein Licht braucht noch hunderttausend Jahre, bis es uns erreicht. Und das ist sozusagen ein Blick in die
Zukunft. Außerdem gefällt mir der Satz gut: Ich schaue zu einer leeren Stelle, aber in Wirklichkeit ist da etwas. Eignet sich
hervorragend für die verschiedensten Gedankenspiele; aber das nur am Rande.
Ihr Menschen seid ganz schön daneben. Was ist denn daran schon beeindruckend? Es hat nicht den geringsten
Einfluß auf dein Leben. Es geschieht einfach.
Ich kann euch sagen, was daran beeindruckend ist. Zum Einen sind es die gigantischen Ausmaße von Zeit und Raum und
zum Anderen konfrontiert mich der Blick in die Vergangenheit schmerzlich mit der eigenen Vergänglichkeit. Ich frage mich,
wie lange es nach meinem Ableben wohl dauern mag, bis auch von mir das letzte Fünkchen Licht von diesem Planeten
verschwunden sein wird.
Ach ja, ihr habt ja diese paar Gramm Hirnmasse mehr. Damit könnt ihr doch immer alles so schön erklären und
messen und wiegen. Ist doch `ne tolle Sache. Ihr seid doch angeblich die Krönung der Schöpfung?
Ja ja, spottet nur. So toll ist das gar nicht. Wir müssen, nur wegen der paar Gramm mehr, mit der Gewißheit unserer
Endlichkeit zurecht kommen.
Sorry, bist aber auch empfindlich. Du hast natürlich recht. Diese Probleme haben wir nicht. Aber vielleicht weißt du
und deine Rasse nur zu wenig!?
Jetzt hört aber auf. Ich weiß, daß es vor ungefähr 18 Milliarden Jahren einen mordsmäßigen Bums gegeben hat, woraus alle
Galaxien, Sonnensysteme und schließlich alle Planeten entstanden sind. Auf der Erde hat‘s dann noch ein paar Millionen
Jahre gedauert, bis sich die ersten Makromoleküle aus Proteinen und Aminosaüren bilden konnten, und noch ein paar
Millionen Jahre später kam das Leben aus dem Wasser gekrochen usw. usw. Irgendwann vor 40000 Jahren lebte dann der
Cromagnon-Mensch, und der gilt heute als mein direkter Vorfahre. Ach ja, und außer unserer Galaxie gibt‘s wahrscheinlich
noch 100 Milliarden weitere. Und das war‘s. Ich kann das alles auch noch etwas genauer erklären, ist das vielleicht zu
WENIG WISSEN?
Nein, nein darum geht‘s doch gar nicht. Vielleicht wißt ihr Menschen zu wenig über die geistige Welt. Ihr bezeichnet
zwar das Erwachen des Bewußtseins, als die Krönung der Schöpfung und ihr könnt ja auch wirklich alles erklären
und eure Umwelt zielgerichtet verändern, aber das ist doch nicht die Frage.
Die Frage ist doch, ob es das jetzt, evolutionstechnisch gesehen, war. Ist die geistige Entwicklung schon seit 40000
Jahren abgeschlossen? Und damit meinen wir nicht das bloße Ansammeln von Wissen, sondern eure
Bewußtseinsentwicklung!
Wohin geht‘s?
Ach so, jetzt verstehe ich euch. Ich weiß, was ihr meint. In dem `Augenaufschlag` von immerhin 40000 Jahren ist
diesbezüglich nicht mehr viel abgegangen. Angeblich waren sich die Cromagnon-Menschen damals ihrer Existenz genauso
bewußt, wie wir heute. Geburt, Leben, Tod und Ende. Und an diesem Bewußtsein hat sich bis heute nichts verändert, oder
besser gesagt, nichts WEITER-entwickelt.
Ungefähr so:
Der MIG-29 Pilot zieht den Stick fest an sich, die Triebwerke brüllen vor schier unendlicher Schubkraft auf. Die Maschine
schießt mit aberwitziger Geschwindigkeit, kerzengerade, in den immer dunkler werdenden Himmel. Der Pilot grinst. Er weiß,
daß in der Technik um ihn herum 20 Jahre Entwicklung und das Know-How der genialsten Ingenieure unserer Zeit steckt!
Und er weiß, daß er in der Lage ist, diese komplizierten, technischen Zusammenhänge fast alle zu erklären.
Aber er weiß nicht, woher er kommt, wer oder was er ist und er weiß vor allem nicht wohin er geht. Und man wird das
Gefühl nicht los, daß es ihn auch gar nicht interessiert. Noch nicht. So gesehen unterscheidet sich unser Held nicht vom
Cromag-Mann, der sich `lediglich` mit Feuermachen und Bärenjagen beschäftigen mußte.
Genau das ist es. Ihr habt gewaltige Brücken gebaut, könnt zum Mond fliegen und Ihr könnt per E-Mail mit jedem
Menschen, von jedem Punkt der Welt aus, kommunizieren. Und ihr seid ja so beschäftigt. Wahrscheinlich verfolgt
ihr aber damit nur ein einziges Ziel: Bloß nicht über euch selbst nachdenken müssen und den Tod solange zur Seite
schieben, bis er an die Tür klopft. Andererseits würde euch eure aktuelle Bewußtseins-Entwicklungsstufe auch nicht
viel weiter bringen. Das haben wir ja schon festgestellt. Irgendwann habt ihr in den 40000 Jahren dann die
Religionen erfunden, um Euch selber ein wenig zu beruhigen, oder zu trösten. Vielleicht ist ja `danach` doch noch
nicht alles zu Ende.
Und was sagt die Krönung der Schöpfung dazu? Was ist denn mit deinen außerkörperlichen Exkursionen, was sagen
die?
Jetzt mal langsam Freunde. Eins sollten wir hier auch mal klarstellen. Es geht ja nicht nur um die letzten 40000 Jahre.
Betrachtet man einen größeren Zeitraum, hat sich schon einiges getan. Seht Euch doch selbst an. Ihr lauft auf allen Vieren,
freßt und schlaft. Ihr wißt nicht wie man Eier kocht, ihr wißt überhaupt nichts über die Sterne und das Universum und ihr wißt
vor allem nichts über eure Endlichkeit.
Was ja durchaus ein Vorteil sein kann, wie du eben selber festgestellt hast. Wie sehen denn nun deine Vorstellungen
aus?
Hier bei uns läuft einiges verkehrt. Und das nur aufgrund von voreiligen und unvollständigen Schlußfolgerungen. Mich stört,
daß es mit der Bewußtseinsentwicklung der Menschen scheinbar irgendwie nicht weitergeht. Das materiell-technisch
geprägte Weltbild hat viel zu großen Einfluß auf das Denken. Ich persönlich habe jedenfalls ganz andere, konkrete
Vorstellungen, wie es weitergehen KÖNNTE. Allerdings fühle ich mich manchmal ziemlich einsam mit meinen
Wahrnehmungen. Aber ihr wolltet es ja wissen.
Zunächst ist mir mittlerweile klar, daß ich, um zu existieren keinen physischen Körper benötige. In meinen außerkörperlichen
Wahrnehmungen bestehe ich nur aus Bewußtsein oder Seele, ein Körper ist überflüssig und das beruhigt mich ungemein. Das
mit der Angst vor dem Tod hat sich bei mir schon lange aufgelöst. Traurig finde ich allerdings, daß ich u.U. viele
liebgewonnene Menschen und Dinge zurücklassen muß, und daß ich aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht mehr
wiederkehren kann. Zumindest nicht als der, der ich im Augenblick bin.
Das ist die einen Seite meiner bisherigen Überlegungen und Schlußfolgerungen. Allerdings in Kurzform. Eine andere Seite,
mit der ich mich beschäftige, ist aber mindestens genauso spannend.
Wir sind schon ganz aufgeregt, Mr. Krönung.
Der nächste Schritt auf der Leiter.....
Ach, hört auf mit dem Quatsch! Vielleicht gibt es in der Bewußtseinsentwicklung ja doch schon kleine Fortschritte; Evolution
geschieht schließlich nicht ruckartig! Es soll nicht vermessen klingen, aber wie gefällt euch denn der Gedanke, daß die
AUSSERKÖRPERLICHEN WAHRNEHMUNGEN möglicherweise den nächsten Schritt auf der Evolutionsleiter
darstellen könnten?
Nee, nee. Du sagst doch, das könne jeder. Das gab‘s schon immer.
Na ja, ob es das wirklich schon immer gibt, darüber ließe es sich sicherlich trefflich streiten. Und, daß das jeder kann, spielt
bei meinen Überlegungen überhaupt keine Geige. Man kann schließlich aus Holz mehr als nur Bleistifte machen. Was ich
damit sagen will: Es geht weniger um die Fähigkeit an sich, sondern viel mehr um die zielgerichtete, bewußte Nutzung.
Würden alle Menschen Ihre OBE-Möglichkeiten erkennen und dann auch noch folgerichtig umsetzten, könnte es auf der
Welt friedlicher zugehen. Ja, davon bin ich überzeugt! Aber das tun die allerwenigsten Menschen. Und davon bin ich ebenso
überzeugt.
Naja. vielleicht bedeutet die OBE-Nutzung auch nicht gleich die nächste Stufe auf der Leiter, aber eventuell können wir es
zumindest mit dem Anheben des einen Fußes vergleichen. Was wäre also, wenn ALLE Menschen die Möglichkeiten der
außerkörperlichen Erfahrungen nutzen würden? Sicherlich kann man allein mit dieser Fragestellung ganze Bücher füllen und
wir sind ja hier bloß auf einem kleinen Spaziergang. Aber 2-3 konkrete Beispiele fallen mir sofort ein. Da gibt es sicher erst
mal auch ein paar ganz praktische Angelegenheiten. Wäre es zum Beispiel nicht toll, wenn 2 (oder DIE) Menschen per OBE
miteinander kommunizieren könnten? Ich kann mir das jedenfalls gut vorstellen. Vielleicht ist das nur eine Frage der
Frequenzsynchronisierung. Vielleicht auch nur eine Frage der Zeit und der Erfahrung. Das hätte natürlich sagenhafte
Konsequenzen für alle Datennetze der Welt; sie würden plötzlich überflüssig.
Was aber viel wichtiger ist, sind die Erkenntnisse, die die Menschen gewinnen würden. Sie könnten endlich alles über sich
selbst erfahren, sie könnten sich in ihren OBEs endlich selbst kennen lernen. Und das Größte natürlich, sie bräuchten den
Tod nicht mehr fürchten. Ich glaube nicht, daß die Religionen und Kirchen das jemals zustande bringen werden. Seht euch
nur um; Ganz egal wo es auf der Welt kracht, die unterschiedlichen Religionen und Glaubensrichtungen sind der Auslöser.
Ausgerechnet die Religionen, die ja was ganz anderes vorgeben zu sein, sind die größten Unruhestifter unserer Zeit. Jesus
Christus ist zwar für uns am Kreuz gestorben und hat uns damit die Möglichkeit der Auferstehung gebracht, aber das ist
doch, zumindest für mich, wirklich eine reine Glaubensangelegenheit. Und hat es Frieden gebracht? NEIN! Glaube und
Hoffnung eben.
Ich sag` euch Jungs, ich glaube, daß die Ursache aller Kriege, von Gewalt und Kriminalität, LETZTLICH die Angst vor dem
Tod, oder vor dem `Danach` ist. Was aber nun wäre, wenn die Möglichkeit bestünde Gewißheit über diese Frage zu
erlangen?
Dann würde wahrscheinlich die ganze Menschheit ihre Tage im OBE-Zustand verbringen, denn dort hätten sie
überhaupt nichts mehr zu befürchten. Wie langweilig!
Nein, daß würde den Menschen nicht genügen, denn ihr vergeßt den Einfluß der Seele. Sie hat nämlich die Aufgabe sich zu
vollenden und das heißt, daß sie auch die Endlichkeit der materiellen Welt kennenlernen muß. Sonst wird sie die
Unendlichkeit nicht erkennen, oder verstehen. Wenn es immer nur Tag wäre, würde der Begriff `Nacht` seine Bedeutung
verlieren. Ohne Schwarz kein Weiß, ohne Böse kein Gut und ohne Endlichkeit eben auch keine Unendlichkeit. Der Verstand
ist meiner Meinung nach nur für die kurzfristige Lebensplanung zuständig, die Seele aber für den ewigen Plan. Und daher
wird sie darauf drängen, auch die materielle Welt zu erfahren. Um mit dem Weltgeist, oder der Schöpfung eins werden zu
können, muß sie ALLE Erfahrungen machen, die überhaupt möglich sind. Und die außerkörperlichen Erfahrungen könnten
den Menschen bereits zu Lebzeiten die Angst vor der Unendlichkeit bzw. vor dem Tod nehmen. UND DAS wäre, wie ich
meine, schon ein kleiner Schritt auf der Evolutionsleiter.
Hört sich ziemlich gut an. Und wann dürfen mit diesen himmlischen Zuständen rechnen?
Tja, darauf hatte ich natürlich keine Antwort, aber wie bereits am Anfang erwähnt, hat diese Unterhaltung ja auch nur
BEINAHE stattgefunden.....
P.S.: Ich hatte einen Traum. Ich hockte halbnackt vor einem kleinen Stapel aus getrocknetem Gras und
Holzscheiten. In jeder Hand hielt ich einen Stein. Ich rieb und schlug sie aneinander, um so den Stapel zu entzünden. In der
Ferne hört ich ein lautes Donnern, welches schnell auf mich zukam. Ich stand auf, hielt mir die eine Hand vor die Augen und
sah direkt in das grelle Licht der Sonne.
Ein Düsenjet kam mit Höchstgeschwindigkeit auf mich zugerast. Ich erschrak sehr und auch die halbnackten Menschen hinter
mir umklammerten sich ängstlich. Das Flugzeug schoß an mir vorbei. Der höllische Lärm nahm ab und ich hockte mich
langsam wieder zu meiner Feuerstelle hinunter. Plötzlich wurde es wieder laut. Der Jet kehrte zurück und ich sprang erneut
auf. Diesmal flog er aber sehr langsam und sehr tief. Ich konnte den Pilot sehen, aber sein Gesicht war durch das schwarze
Visier völlig bedeckt. Meine Angst wurde noch größer. Der Pilot setzte zu einer langgezogenen Kurve an, so daß er mich
weiter beobachten konnte. Ich sah in sein schwarzes Gesicht und auf einmal hob er seine linke Hand zum Helm. Er drückte
auf einen Hebel und das Visier verschwand. Ich konnte in das freundlichste Lächeln blicken, daß ich je gesehen hatte. Er
formte aus Zeigefinger und Daumen einen Kreis und winkte mir so zu. Ich erwiderte seinen Gruß genauso. Er flog noch
einmal um mich herum und verschwand schließlich in dem Licht, aus dem er gekommen war. Ich hockte mich wieder herab
und hatte keine Angst mehr....